Konzeption der JVA Ludwigshafen als Sozialtherapeutische Anstalt
Die Sozialtherapeutische Anstalt Ludwigshafen ist eine Justizvollzugsanstalt im Stadtkern Ludwigshafens. Sie befindet sich in einem ehemaligen Gerichtsgefängnis aus dem Baujahr 1928 und verfügt über insgesamt 66 Haftplätze (48 Haftplätze im geschlossenen Vollzug, 9 Haftplätze auf einer Übergangsabteilung und 9 Haftplätze für Freigänger). Die Einrichtung hat den Auftrag, für Straftäter spezielle Behandlungsangebote mit dem Ziel der Rückfallverhinderung bereitzustellen. Hierzu werden mit therapeutischen Mitteln die Auseinandersetzung der Gefangenen mit ihren Straftaten gefördert und die hinter der Straffälligkeit stehenden Verhaltensprobleme und/oder Persönlichkeitsdefizite bearbeitet.
Sich für eine therapeutische Behandlung zu entscheiden heißt, sich selbstkritisch und offen eigenen Problemen zu stellen. Dies bedeutet auch die Stärke aufzubringen, seine eigenen Schwächen und Fehler zu betrachten. Nur so ist es möglich, die Verantwortung für seine bisherigen Straftaten zu übernehmen, um nach der Entlassung eigene Lebensziele zu verfolgen, ohne sich und andere zu schädigen. Dieser Weg der therapeutischen Behandlung macht eine wohl überlegte Willensentscheidung notwendig, denn er ist anstrengend und erfordert Ausdauer. Sozialtherapie heißt nicht, im stillen Kämmerlein über seine Probleme zu grübeln, sondern sich mit Betreuern und Mitgefangenen in Gesprächen über eigene Schwierigkeiten auseinander zu setzen. Vorausgesetzt wird zudem die Bereitschaft zu Alkohol- sowie Drogenkontrollen, da eine therapeutische Arbeit nur in einem suchtmittelfreien Raum gelingen kann.
Die Sozialtherapeutische Anstalt zeichnet sich durch ein umfangreiches therapeutisches Angebot aus:
Als Basisbehandlungsmaßnahme kann der personell gut begleitete Wohngruppenvollzug betrachtet werden. Jede Wohngruppe besteht aus zwölf Einzelhafträumen, einer gemeinsamen Küche und einem Gemeinschaftsraum. Der Vollzug in Wohngruppenform bezweckt in erster Linie, dass der Gefangene lernt, die Grenzen anderer zu respektieren, seine eigenen Grenzen mit adäquaten Mitteln zu markieren und ein Verständnis für die Bedeutung von Normen und Regeln für das menschliche Miteinander zu entwickeln. Weiterhin können im Wohngruppenleben neue bzw. alternative, in der Therapie erlernte Verhaltensweisen (z.B. zur Konfliktbewältigung) erprobt und stabilisiert werden. Neben dem Zusammenleben in den Wohngruppen hinterfragen die Gefangenen in regelmäßig stattfinden einzel- und gruppentherapeutischen Gesprächen die Ursachen ihrer Straffälligkeit. Auf Wunsch können auch die Angehörigen in die Therapie miteinbezogen werden (familien- bzw. paartherapeutische Sitzungen). Die einzel- und gruppenpsychotherapeutische Behandlung basiert auf einem multimethodalen Ansatz unter Betonung kognitiv-verhaltenstherapeutischer Methoden. Ergänzt werden die psychotherapeutischen Maßnahmen durch Soziale Trainings. Die Arbeit von Selbsthilfegruppen wird unterstützt; externe Angebote und Einrichtungen werden nach Bedarf und Möglichkeit genutzt.
Wie in jeder Justizvollzugsanstalt besteht auch in der Sozialtherapeutischen Anstalt Arbeitspflicht. Das Arbeitsangebot besteht aus einfachen Montagearbeiten, verschiedenen Hilfstätigkeiten im Haus- und Küchenbereich und in beruflichen Qualifizierungsmöglichkeiten in der Fachwerkstatt "Metall". In dieser Fachwerkstatt können Gefangene, für die eine Umschulung nicht in Frage kommt, an einem individuellen Bildungsangebot im Arbeitsfeld "Metall" teilnehmen. Diese Teilnahme wird bescheinigt und bei einer eventuell späteren Umschulung anerkannt.
In der Freizeit hat das Wohngruppenleben mit seinen Möglichkeiten zum Miteinander-Reden, Kochen, Backen oder auch nur Fernsehen einen hohen Stellenwert. Im sportlichen Bereich kann nach einem Freizeitplan der Fitnessraum genutzt sowie Tischtennis, Tischfußball oder Billard gespielt werden. Im Hof sind Fußball, Volleyball, Federball oder Streetball im Wechsel möglich. Wir verfügen über eine kleine Bücherei und ein begrenztes Videoangebot. Zeitweise ergänzen von nebenamtlichen oder externen Kräften angebotene Freizeitveranstaltungen wie Mal-, Gitarren- bzw. Yogakurse oder auch ein Chor das Freizeitangebot. Insassen, deren Vollzugsplan bereits Ausgänge zulässt, können begleitete externe sportliche Angebote wie Schwimmen oder Joggen nutzen, gegebenenfalls auch kulturelle Veranstaltungen besuch